Als eine Freundin von mir ihr erstes Kind bekam, gab es als Geschenk eine Patchworkdecke. Diese hatte mir so gut gefallen, dass ich, sofern ich mal ein eigenes Kind haben sollte, auch eine Decke wollte. Die sind ja nicht nur schön, sondern auch unglaublich vielfältig. Patchworkdecken sind ideal als Spieldecke für die Kleinen verwendbar oder für das Laufgitter oder wenn es mal zur Familie geht. Günstig sind die Decken im Handel nicht, denn da steckt schon einiges an Arbeitszeit drin. Aber im Mutterschutz haben wir ja etwas Zeit … So, los geht’s mit dem siebenten Teil der Nähchallenge „Wir nähen eine Babyausstattung“.
Du benötigst folgende Materialien und Equipment für die Patchworkdecke
- insgesamt 1,08 m x 1,08 m verschiedene Baumwollstoffe (Oberseite) oder ein Patchworkstoffset*
- 1,05 m x 1,05 m Fleece, Nicki oder Baumwolle (Unterseite)
- 1,05 m x 1,05 m Volumenvlies 100g/m²*
- ca. 4,2 m x 12,5 cm Schrägband oder Stoffstreifen aus nicht dehnbarem Stoff (Einfassband/ Binding)
- Stoffklammern*
- Quilting Stecknadeln* (diese sind etwas länger als herkömmliche Stecknadeln)
- Rollschneider*
- Schneidematte*
- Schneiderlineal*
- Nähmaschine (z. B. die W6 N 1235/61*)
- Nähgarn* (farblich passend zu Deinen Stoffen)
- Universalnähnadel
- Bügeleisen
Und so nähst Du die Patchworkdecke
Schritt 1: Sei kreativ – Designe Dir dein Wunschmuster
Das ist der kreative Teil dieses Tutorials und kann sicherlich im Kopf erfolgen. Ich selber bin da nicht so talentiert und ich muss das erwartete Ergebnis skizzieren, bewerten, überarbeiten und anpassen. Damit es möglichst realitätsnah ist, habe ich meine Stoffe fotografiert und per Excel verschiedene mögliche Designs erstellt. Wenn Du möchtest, kannst Du mein Excel-Template runterladen und mit deinen Stoffen befüllen. Sicherlich geht das ganze aber auch mit dem Stift und etwas Papier.
Es ist meine erste Patchworkdecke und somit sollte sie anfängertauglich sein. Deshalb bin ich wie folgt vorgegangen: Ich habe mich für die einfachste Variante entschieden, d. h. meine Decke soll quadratisch werden und auch die einzelnen Stoffteile sind quadratisch. An Stoffen kommen nicht dehnbare Stoffe in Frage und das Design ist letzten Endes abhängig, für wen die Decke bestimmt ist. Meine Oma bekäme sicherlich eine andere Auswahl als das zu erwartende Butzele ;-). Ihr könnt hier eurer Kreativität freien Lauf lassen und das Muster ganz frei bestimmen. Wer sich für die Stoffauswahl inspirieren lassen möchte, findet auch bereits fertige Patchworkstoffsets*, wo die Farben und Muster bereits aufeinander abgestimmt sind.
Aber zurück zum Template. Meine Decke soll 1 meter lang als auch 1 meter breit werden. In jeder Reihe und Spalte sollen sechs Quadrate vernäht werden (Spalte D-I, Zeile 3-8 im Template). Bei einer Nahtzugabe von jeweils 1 cm komme ich auf eine Länge für das Einzelquadrat von 18 cm (Spalte P im Template) und insgesamt 36 auszuschneidende Stoffteile (Spalte O).
Schritt 2: Die Oberseite – Schneide Dir deine Stoffteile aus
Für das Ausschneiden lohnt sich auf alle Fälle der Rollschneider*, Schneidematte* und das Schneiderlineal*. Mit einer Stoffschere dauert das eeeewig. Die Anzahl der Quadrate findest Du in Spalte O.
Die ausgeschnittenen Quadrate sortierst Du am Besten in sechs Stapel und zwar so wie sie auch später vernäht werden sollen. Ich habe für die erste Reihe mit dem ganz linken Stoff angefangen und darauf den zweiten Stoff von links gelegt und so weiter. Die sechs Quadrate der Reihen kennzeichne ich mir mittels meiner farblichen Stoffklammern*. In Spalte A des Templates siehst Du welche Stoffklammerfarbe zu welcher Reihe gehört. Bei mir hat die erste Reihe eine weiße Klammer, die zweite Reihe eine gelbe Klammer und so weiter.
Schritt 3: Die Oberseite – Nähe die Patches zu Reihen zusammen
Du hast jetzt also sechs Stoffpakete, richtig sortiert, vor dir liegen, die entsprechend der Reihe mit den Stoffklammern gekennzeichnet sind (siehe auch mein nächstes Foto). Es kann losgehen mit dem eigentlich Nähen.
Schnapp dir den ersten Stoffstapel (bei mir ist das der mit der weißen Stoffklammer und nähe die einzelnen Quadrate aneinander. Dazu legst Du das erste Quadrat mit der Oberseite (rechts) vor Dich hin und legst das zweite Quadrat mit der Oberseite nach unten darauf. Die zwei Stoffe liegen also rechts auf rechts. Nähe die zwei Teile mit einem Geradstich zusammen und verriegele jeweils am Anfang und am Ende der Naht. Solltest Du auch eine W6 N 1235/61* verwenden, stellst Du dazu Stichart A, Länge 2, Breite 5 ein.
Danach klappst Du die zwei zusammengenähten Quadrate wieder auf, legst das dritte Quadrat rechts auf rechts auf das zweite Quadrat und nähst auch diese zwei mit dem Geradstich zusammen.
Das machst Du mit allen sechs Quadraten der jeweiligen Reihe. Belasse die Stoffklammer an einem der Quadrate, denn die Kennzeichnung brauchst Du später noch. Wenn die erste Reihe fertig genäht ist, schnappst Du dir den zweiten Stoffstapel (bei mir ist das der mit der gelben Stoffklammer) und nähst auch diese sechs Quadrate zusammen.
Und das ganze machst Du jetzt mit Reihe 3 bis 6 genauso und belässt jeweils die Stoffklammer an einem der Quadrate, so dass du für Schritt 4 weißt, welche Reihe welche ist.
Schritt 4: Die Oberseite – Nähe die einzelnen Reihen zusammen
Jetzt hast Du schon viel geschafft. Die sechs Reihen deiner Decke liegen vor dir und Du kannst nun die Reihen zusammennähen. Vorher aber lohnt es sich diese ordentlich zu bügeln. Das hat zwei Vorteile: Du siehst beim Zusammenstecken besser wie die Nähte verlaufen und, viel wichtiger, die Nahtzugaben liegen richtig. Mein Tipp: Bügele die Nahtzugaben der ungerade Reihen (1, 3, 5) alle nach links und die Nahtzugaben der gerade Reihen (2, 4, 6) alle nach rechts. Dadurch liegen sie, wie im nächsten Foto, in entgegengesetzte Richtungen und Du vermeidest dicke Nahtwürste.
Jetzt legst Du dir richtigen Reihen rechts auf rechts und nähst mit dem Geradstich jeweils zwei Reihen zusammen. Verriegele am Anfang und am Ende jeder Reihe. Mein nächster Tipp: Nähe Reihe 1 und Reihe 2 zusammen. Dann nimmst Du Reihe 3 und 4 und nähst diese zusammen und als letztes erst Reihe 5 und Reihe 6. Ganz zum Schluss kannst Du die drei Teile zusammennähen. Du könntest natürlich auch gleich Reihe 3 an die zweite Reihe nähen, dann hast Du aber immer recht viel Stoff durch die Maschine zu schieben.
Die Oberseite Deiner Decke ist jetzt schon fertig und liegt in voller Größe vor Dir. Gefällt sie Dir soweit?
Schritt 5: Das Quilten – Nähe Oberseite, Vlies und Unterseite zusammen
Das ist der Arbeitsschritt, wo Du richtig viel Stoff bewegst und alles zusammen nähst. Lege Dir Den Stoff deiner Unterseite mit der linken (nicht schönen Seite) vor Dir hin. Darauf legst Du als erstes das Volumenvlies* und oben drauf Deine fertig genähte Oberseite. Mit dem Rollschneider entfernst Du alle überstehenden Reste des Vlieses und des Unterstoffes, so dass alle Stofflagen bündig abschließen.
Den äußeren Rand deiner Decke klemmst Du am besten mit den Stoffklammern zusammen, so dass die Lagen nicht gegeneinander verrutschen. Für das eigentliche Quilten, also das Steppen der Einzelquadrate, solltest Du aber auch die Einzelquadrate fixieren. Das habe ich mit etwas längeren Stecknadeln an jeder einzelnen Naht getan.
Von der Mitte der Decke ausgehend, steppst Du jetzt jede einzelne Naht nach außen hin ab. Dazu reduzierst du die Oberfadenspannung etwas (bei der W6 N 1235/61* stellst Du das Rädchen auf die 2) und nimmst einen Geradstich mit etwas längerer Länge (bei der W6 N 1235/61* die Länge 4). Mit dem Geradstich nähst Du so exakt wie möglich die Nähte deiner Oberdecke nach. Mein Tipp: Da die Decke doch recht groß ist, rolle ich mir die Decke so klein wie möglich zusammen und schiebe sie unter den Nähmaschinenarm.
Wichtig ist, dass Du immer von der Mitte aus nach außen nähst, symmetrisch und gleichmäßig arbeitest, damit du den Stoff immer noch etwas korrigieren kannst. Hmm, schwer zu erklären, aber die nächsten drei Grafiken zeigen hoffentlich gut, wie ich die Reihenfolge meine.
Nachdem mittleren Kreuz (Naht 1-4) habe ich auf der rechte Seite die längs verlaufenden Nähte (5-8) genäht. Auch dabei immer schön von der Mitte weg nähen.
Danach habe ich rechts die restlichen quer verlaufenden Nähte (9-12) und dann auf der linke Seite die quer laufenden Nähte (13-16) genäht.
Den Abschluss bilden die längs verlaufenden Nähte auf der linken Seite. Wenn Du jetzt mal deine Decke von der Rückseite anschaust, müsstest Du dort alle Quadrate abgesteppt sehen.
Bei mir hat dieser Teil unerwartet lange gedauert. Insgesamt habe ich bis hier her sicherlich schon 8-9 Stunden Zeit investiert. Aber mir gefällt meine Decke schon so gut, dass sich die Investition echt gelohnt hat.
Schritt 6: Das Binding – Fasse die Decke mit einem Einfassband zusammen
Der letzte Arbeitsschritt liegt jetzt vor Dir! Die äußere Umrandung der Decke, das Binding, muss noch genäht werden. Du kannst entweder fertiges Schrägband verwenden oder Du schneidest Dir einen langen Stoffstreifen im Fadenlauf mit dem Rollschneider zurecht. Die notwendige Breite richtet sich nach der gewünschte Dicke des Randes. Ich wollte gerne 3 cm Rand, d.h. mein Stoffstreifen brauchte eine Breite von 3 cm *4 + 0,5 cm (pauschal für die Höhe der Decke) = 12,5 cm. Die Länge und Breite der Decke bestimmt die Länge des Streifens, d.h. bei mir sind das 4 * 1 m + 20 cm (pauschal für Überlapp und Ecken) = 4,2 m.
Hast Du keinen Stoffstreifen in der gewünschten Länge, so kannst Du auch einzelne Streifen aneinandernähen, bis die gewünschte Länge erreicht ist. Jetzt geht es ans Bügeln des Streifens. Die entstehenden Bügelfalten helfen Dir gleich zur Orientierung beim Annähen. Für die erste Bügelfalte faltest Du den Stoffstreifen einfach der Länge nach, d. h. du hast anschließend einen Streifen von 4,2 m Länge und 6,25 cm Breite.
Den Streifen klappst Du jetzt auseinander und faltest die zwei Hälfte zur Mitte. Das ganze wieder gut bügeln.
Jetzt hast Du insgesamt drei Bügelfalten an denen Du dich beim Annähen orientieren kannst. Das Einfassband wird jetzt angenäht, genauso wie ich es beim Sabberlatz Mini-We beschrieben habe. Sehr gut wird das Einfassen aber auch von Anna in diesem Youtube Video erklärt.
Schritt 7: Freu Dich und genieße Deine neue Decke
Ich wünsche Dir auf jeden Fall sehr viel Spaß und hoffe Dir gefällt Deine eigene Decke genauso gut, wie mir meine.
Und wenn Du dein fertiges Werk zeigen möchtest, dann schicke es mir zu und ich veröffentliche es hier im Beitrag.
5 Kommentare
[…] zum Beispiel eine Mütze oder eine kleine Tasche nähen. Oder wie wäre es mit einer kleinen Patchwork-Decke? Lasst Eurer Phantasie einfach freien […]
Super tolle Anleitung! Ich Nähe erst seit 2 Monaten, aber mit dieser Anleitung, habe ich die Patchworkdecke 1A hinbekommen DANKE!
Hallo Meike,
das freut mich sehr :-). Viel Spaß beim weiteren Nähen!
JaLiRa
Mit Hilfe deiner Anleitung habe ich vor einem Jahr die erste Patchwork-Decke genäht und war begeistert. Aktuell nähe ich eine weitere und musste nur eben nochmal kurz bei Schritt 5 schmulen. Ich danke dir sehr, es macht echt Spaß und ist mittlerweile so einfach und schnell fertig. Werde danach gleich noch eine machen
Wow Helene, du gibst beeindruckend Gas :-). Viel Spaß beim Nähen und vielen Dank für deinen lieben Kommentar.