Schneiderpuppe auf die eigenen Maße anpassen

von JaLiRa
35,K Ansichten
Dir gefällt die DIY-Idee? Dann sage es bitte weiter:
1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 4,22 von 5, 9 Bewertungen.
Loading...

Hände hoch – wer von Euch hat eine Schneiderpuppe, die den eigenen Maßen entspricht? Also ich dachte doch tatsächlich, dass ich mit so einer einstellbaren Schneiderpuppe meinen Oberkörper irgendwie abbilden kann. Aber was soll ich sagen? Da war ich wohl ziemlich naiv, blauäugig und gutgläubig. Selbst nach stundenlangem Einstellen der Puppe, passt das hinten und vorne nicht. Ich bin offensichtlich nicht Standard, aber wer ist das schon?

Aber mein Entschluss auch für mich zu nähen stand fest. Und damit ich nicht selbst ständig Nähentwürfe an mir selber abstecken will, habe ich mir was einfallen lassen. Ich habe die existierende Puppe genommen und diese mit Polstermaterial … ähm hüstel … Klopapier aufgepolstert. Damit das Ganze nicht total daneben aussieht, habe ich noch einen Bezug genäht und jetzt bin ich stolze Besitzerin einer maßgetreuen Schneiderpuppe. Und ich zeige Dir wie ich das gemacht habe.

So sieht die fertig angpasste Schneiderpuppe aus.

Für deine maßgenaue Schneiderpuppe benötigst Du folgendes


Und so stellst Du deine Schneiderpuppe her

Schritt 1 – eigene Maße nehmen

Die Schneiderpuppe soll ja möglichst genau deinen Maßen entsprechen. Das heißt, du ziehst bitte deine Klamotten aus, bzw. Du behältst nur ein ganz dünnes Oberteil an. Vor allem Push-up BHs verfälschen die Maße erheblich. Mit dem Maßband misst Du möglichst genau

  • Schulterumfang
  • Brustumfang
  • Taille (die schmalste Stelle)
  • Hüftumfang (die stärkste Stelle)
  • Abstand Schulter – Brust
  • Abstand Brust – Taille
  • Abstand Taille – Hüfte

Bei der Gelegenheit habe ich auch ein kleines Experiment gewagt, und zwar „Kann ich mich selbst ausreichend genau vermessen oder brauche ich einen Partner dazu?“. Dazu habe erst ich selbst alle Maße genommen und aufgeschrieben und danach den Mann des Hauses gebeten. Der fand das Maßnehmen auch recht lustig und hatte so seinen Spaß. Und ich mache es kurz: Unsere Messergebnisse lagen teilweise einige Zentimeter auseinander … und ich war nicht diejenige die näher an der Realität lag. Also such Dir am Besten jemanden der dich beim Vermessen unterstützen kann.

Schritt 2 – Schneiderpuppe bestmöglich einstellen

Als erstes stellst Du die Puppe bestmöglich auf deine Körpermaße ein. Achte darauf, dass es an keiner Stelle über deine eigenen Maße hinausgeht. Aufpolstern geht, weniger machen nicht ;-) Solltest Du keine einstellbare Schneiderpuppe haben, so kannst Du gleich beim Anzeichnen weitermachen.

Zeichne dir die Maßkorrekturen auf die Schneiderpuppe

Zum Anzeichnen der notwendigen Aufpolsterungen zeichnest Du mit der Schneiderkreide Brust, Hüfte und Schulter mit den abgemessen Abständen an. Bei meiner Puppe oben sind das die waagerechten Striche. Anschließend misst Du den Umfang und schreibst dir die notwendige Aufpolsterung auf die Puppe. Bei meiner Puppe siehst Du, dass lediglich die Hüfte gepasst hat, ich aber an Taille, Brust und Schulter einige Zentimeter aufpolstern muss.

Wenn ich mir die Schneiderpuppe jetzt so anschaue, frage ich mich, wie ich damit hätte arbeiten können sollen. Die riiiiiiesen Schlitze sehen ja nicht nur bescheiden aus, sondern würden beim Abstecken von engen Oberteilen auch immer stören. Nee, das geht doch besser!

Schritt 3 – Schneiderpuppe an den richtigen Stellen aufpolstern

Ich mach’s kurz: Zum Aufpolstern habe ich Klopapier verwendet. Das gibt’s in jedem Haushalt, ist günstig und falls ich später mal was anstecken möchte, geht das auch. Ursprünglich dachte ich auch, dass ich Unmengen an Rollen brauchen würde um die fehlenden Zentimeter aufzubringen, aber da lag ich komplett falsch. Ich bin mit einer Rolle gut ausgekommen.

Polstere die Schneiderpuppe auf

Ich selber habe von unten nach oben in Runden die fehlenden Zentimeter aufgebracht. Du kannst es aber auch von oben machen, das ist letzten Ende vollkommen egal. Wichtig ist nur, dass Du zwischendrin immer wieder die erreichte Weite nachmisst. Meine Puppe hat am Ende breite Schultern, eine hohe Taille und davon auch wenig … aber was solls: So sehe ich nun mal aus. Mit Klebeband habe ich die einzelnen Lagen miteinander verbunden, so dass sie sich nicht verschieben.

Schritt 4 – Schnittmuster für den Bezug designen

Der Teil ist die eigentliche Designarbeit. Aus deinen Maßen von oben designst Du ein Schnittmuster für den Bezug. Klingt vielleicht kompliziert, ist es aber gar nicht. Ich empfehle dir für das Zeichnen des Schnittmusters Packpapier* zu verwenden. Das gibt es günstig auf der Rolle zu kaufen und es ist äußerst stabil, so dass es nicht gleich einreißt.

Als erstes schneidest Du dir ein Stück zu, was so lang ist wie deine Puppe + 4cm und so breit wie deine stärkste Stelle (Schulter, Brust oder Hüfte).

Zeichne das Schnittmuster für die Scheniderpuppe auf Packpapier.

Als nächstes zeichnest Du die waagerechte Linien ein, und zwar den Abstand von Hüfte zu Taille, von Taille zu Brust und von Brust zu Schultern. Anschließend faltest Du das Packpapier der Länge nach in der Mitte und klappst es wieder auf, so dass Du die waagerechten Linien siehst. Von der Mittenfalz aus misst Du zu beiden Seiten jeweils die Umfänge (Brustumfang, Taille, Schulter und Hüfte) ab. Dazu teilst Du den jeweiligen Umfang durch 4 und ziehst anschließend noch 2cm ab. Diese -2cm kommen daher, dass ich einen elastischen Stoff für den Bezug verwende und dieser später wirklich eng anliegen soll.

Beispiel: Du hast einen Brustumfang von 90cm gemessen. So rechnest Du 90cm/ 4 = 22,5cm. Davon ziehst Du 2cm ab, d. h. deine Breite von der Mittenfalz auf der Brustlinie ist zu beiden Seiten 20,5cm. Das machst Du auf allen waagerechten Linien.

Als letztes verbindest Du jetzt alle Breitenmarkierungen nach unten miteinander und zwar in weichen, geschwungenen Linien. Und warum geschwungene Verbindungen zwischen den Breitenmarkierungen? Naja, Du bist ja auch nicht eckig … nehme ich mal an. Das Schnittmuster schneidest Du mit einer Papierschere aus. Das sieht dann so ähnlich aus wie im nächsten Foto. Easy, oder?

Sie designst Du das Schnittmuster für die Schneiderpuppe

Schritt 5 – Stoff für den Bezug ausschneiden

Dein designtes Schnittmuster überträgst Du jetzt auf deinen Stoff. Dazu legst Du es entsprechend des Fadenlaufs auf den Stoff, fixierst es gegebenenfalls mit Stecknadeln und zeichnest die Konturen mit Schneiderkreide an. Anschließend schneidest Du den Stoff zweimal aus – ein Vorderteil und ein Rückenteil – beide sind identisch.

Übertrage das Schnittmuster deiner Schneiderpuppe auf den Stoff

Das Ausschneiden machst Du mit einer Stoffschere oder, wie ich, mit einem Rollschneider* auf einer Schneidematte*. So ein Rollschneider* ist echt eine praktische Sache. Das Schneiden geht viel, viel schneller und ist auch weniger friemlig als mit einer Stoffschere. Wenn Du häufiger nähst, ist der Rollschneider eine gute Anschaffung.

Schritt 6 – Vorder- und Rückenteil zusammenstecken und nähen

Deine zwei Stoffteile legst Du rechts auf rechts aufeinander, d. h. die unschönen Seiten schauen zu Dir und die schönen Seiten liegen innen. Die Seiten und oben fixierst Du mit Stoffklammern*. Klar, Stecknadeln würden auch gehen, aber die pieksen immer so und hinterlassen unschöne Löcher im Stoff. Da lobe ich mir meine Stoffklammern und möchte sie nicht mehr missen.

Stecke dir die beiden Stoffteile mit Stoffklammern zusammen.

Wenn Du die beiden Stoffteile fixiert hast, nähst Du die Seiten und den oberen Rand zusammen. Ich habe dafür den geschlossenen Overlockstich meiner Nähmaschine verwendet. Unten bleibt der Bezug offen.

Schritt 7 – Gummibund einnähen

Für einen schönen Abschluß des Bezuges, habe ich unten Gummiband eingenäht. Für die Länge des Bandes habe ich 80% des Hüftumfanges genommen und das Gummiband von Hand zusammengenäht. Wenn ich nochmal einen Bezug nähen würde, würde ich das Gummiband kürzer, ca. 70% vom Hüftumfang einnähen. Bei 80% erscheint es mir heute doch etwas zu locker.

Der Bezug der Scheniderpuppe bekommt unten ein Gummizug

Wenn Du die richtige Länge vom Gummiband hast und diesen an den Enden zusammengenäht hast, kannst Du es direkt am unteren Rand des Bezuges einlegen. Dazu schlägst Du den Bezug unten einmal um, legst das Gummiband ein und fixierst das Ganze mit den Stoffklammern. Achte darauf, dass der Stoff einige Millimeter mehr eingeschlagen ist, als das Gummiband breit ist. Wenn Du mit der Nähmaschine den Bund umnähst, darfst Du das Gummiband auf keinen Fall mit fest nähen.

Schritt 8 – Zieh die Schneiderpuppe an

So, jetzt ziehst Du den genähten Bezug über deine Puppe und fertig ist deine ganz persönliche Schneiderpuppe. Die passt jetzt optimal und ich kann meine Nähentwürfe direkt an der Puppe abstecken und beäugen. Und mal so rein optisch macht die Dame ja auch was her. Jedenfalls ist sie jetzt wesentlich ansehnlicher als mit den unschönen Schlitzen.

Schneiderpuppe auf eigene Maße angepasst

Wie gefällt Dir dein Torso so? Und was nähst Du als erstes? Ich habe mir vor Kurzem so nen tollen Viskosejersey und auch Viskose mit Seide gekauft. Mich kribbelts in den Fingern und die Nähmaschine funkelt mich auch schon so an ;-). Aaaaaaaaaaaaah, das wird eine tolle Freundschaft zwischen ihr und mir!

Schneiderpuppe, optimal auf meine Maße angepasst.

13 Kommentare

Maria Winkels 20. Juni 2024 - 10:37

Hallo Tabea, bin gerade auf die Anleitung für die selbstgemachte Stoffpuppe gekommen. Ich habe nämlich auch so ein unschönes Püppchen mit klaffenden Schlitzen bei mir im Nähzimmer stehen und will es optimieren. Sag mal, wie machst du es mit dem Hals? Wird der nachträglich angesetzt? Ich kann es leider nicht so gut auf dem Foto erkennen.
Viel Grüße
Maria

Antworten
Helga 10. Januar 2024 - 13:46

Hallo, habe mir gerade eine Styropor-Schneiderpuppe gekauft weil ich wieder anfangen will mit der Näherei. Natürlich passt sie nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Bin durch Zufall auf deine Anleitung gestoßen und werde es ausprobieren. Liest sich auf jeden Fall sehr gut.

Antworten
JaLiRa 11. Januar 2024 - 20:44

Hallo Helga,

dann mal viel Erfolg für den Näh-Wiedereinstieg :-)
Ich selber nutze heute noch immer die Technik, also immer wenn sich mein Gewicht mal hoch oder runter entwickelt. Kanns weiterhin vollumfänglich empfehlen.

Viele Grüße
JaLiRa

Antworten
Lotte 22. April 2022 - 6:52

Guten Morgen, ich bin 63, bei meiner Kleidergröße 46 und einem großen Busen kann man sich vorstellen das ich nicht ohne BH rum laufe. Also möchte ich auch meine „Suse“ nicht haben wie ich ohne BH aussehe. Da würden meine Oberteile auch nicht passen wie sie sollten. Ansonsten, ganz klar eine tolle Idee und Anleitung. Die Idee mit dem Badeanzug ist auch super die ich umsetzen werde. Liebe Grüße Lottchen

Antworten
JaLiRa 22. April 2022 - 20:05

Dass deine Schneiderpuppe einen Namen hat, finde ich super. Auf die Idee bin ich bisher gar nicht gekommen, bin aber jetzt angefixt meiner auch einen angedeihen zu lassen :-).

Dir auf alle Fälle viel Erfolg beim Anpassen deiner Suse und viel Spaß beim Nähen!

Antworten
Eva 20. Juni 2021 - 5:43

Super! Auf Klopapier bin ich noch gar nicht gekommen! Bei mir wird es langsam Zeit für eine Schneiderpuppe, da ich mehr und mehr Kleidung nähe und mich vor dem Spiegel immer verrenke. Habe bereits eine günstige Puppe entdeckt und bin nun auf deine Seite gestoßen, wie ich die Puppe auf meinen Körper anpassen könnte. Vielen, vielen Dank! Dann wird es nun wohl bald endlich ernst. Juhu!

Antworten
JaLiRa 21. Juni 2021 - 17:34

Wohooo, viel Spaß beim Klopapier’n und anschließenden Nähen :-)

Antworten
Sabine Baumgart 11. Juni 2021 - 18:48

Hallo Tabea, endlich finde ich deine Anleitung. Hab ewig gesucht um meine Püppi passend zu bekommen. Super Anleitung.
Eine Frage hab ich. Du schreibst beim Vermessen keinen BH zutragen. Wenn ich aber dann Teile mit Brustabnäher abstecke passt das doch nicht. Auf meiner jetzigen Puppe sind die Brüste schon dort, wo ich sie nicht habe. Müsste man da nicht der Puppe auch einen BH anziehen? Ich hab keinen Schimmer.

Antworten
JaLiRa 15. Juni 2021 - 19:53

Hallo Sabine,

ohjeee, bitte entschuldige meine späte Antwort. Ich war im Wochenendurlaub und da ist mir dein Kommentar irgendwie durchgegangen.

Aber mal zu deiner Frage. Meine Erwartung an eine Schneideruppe ist, dass diese tatsächlich meinen Körper – und zwar nur diesen – abbildet. Wenn Du später zum Abstecken der Puppe einen BH anziehen möchtest, dann ist das durchaus nachvollziehbar. Persönlich wollte ich bei meiner Puppe keinen Mischmasch, d.h. an jeder Stelle ohne Klamotten (BH, Unterhemd oder was auch immer).

Bei meiner Puppe war die Taille auch irgendwo, wo sie bei mir im Entferntesten nicht ist :-(. Das war nen bissl friemelig in der Einstellung und ich musste die Originaltaille ganz schön aufpolstern. Aber das Ergebnis ist einfach gut und so hilfreich :-)

Viel Spaß beim Nähen
JaLiRa

Antworten
Renate 23. Januar 2021 - 23:54

Was statt eines Schnittes und Jersey wunderbar funktioniert ist Badeanzugstoff, da näht man einfach eine Röhre, unten mit Tunnel für Gummi oder Band und zieht das drüber. Und weil der Stoff schön flutschig ist, rutschen auch die Anprobeteile locker drüber und wieder runter….

Antworten
JaLiRa 24. Januar 2021 - 13:49

Hallo Renate,

auch eine sehr schöne Idee. Vielen Dank fürs Teilen :-)

Antworten
Tabea 19. Juni 2020 - 22:02

Hey. Vielen Dank für die Anleitung. Ich habe eine Puppe geschenkt bekommen und werde es bald mal ausprobieren. Wie ich die fehlende Breite aufpolstere ist mir jetzt klar. Aber wie hast du es an den Schultern gemacht? Auf deinem Bild oben fehlen zwischen Brust und Schulter ja auch 2cm.
VG Tabea

Antworten
JaLiRa 20. Juni 2020 - 20:05

Hallo Tabea,

die Schultern musste ich verbreitern und etwas heben. Dafür habe ich die Puppe genauso wieder mit Papier umwickelt – waagerecht und senkrecht. Die Papierlagen oben auf den Schultern musste ich an einigen wenigen Stellen mit Klebeband fixieren. Dadurch hielt das ganz wunderbar und sowohl Höhe als auch Breite haben am Ende gepasst.

Viele Grüße
JaLiRa

Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

* Mit der Nutzung des Formulars erklärst Du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch die Webseite einverstanden.

Dir gefällt vielleicht auch

Um unsere Webseite für Dich optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmst Du der Verwendung von Cookies zu. Okay, her mit den Keksen. Mehr erfahren

Um unsere Webseite für Dich optimal zu gestalten, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmst Du der Verwendung von Cookies zu. Okay, her mit den Keksen. Mehr erfahren